„Den Lauf gerockt“

„Den Lauf gerockt“

Team-Event in Altötting: SuperWetter, 18 Starter, neue Laufshirts

„Wir haben den Lauf gerockt“, schreibt Christina auf WhatsApp. Okay, bei mir war es so: Mich hat meine Performance aber Kilometer 14 weniger gerockt, viel mehr geschockt. Aber klar, Christina hat Recht. Der Halbmarathon in Altötting am 15. September war ein sehr gelungener Team-Event. Der SV Schwindegg war erstmals mit den neuen Lauf-Shirts am Start. Mit 18 Teilnehmern schafften es die Schwindegger „mirsans“ auf den 6. Rang der Teamwertung. Ebenfalls am Start, aber wegen Bedeutungslosigkeit zu recht nicht in der Team-Wertung: die Splittergruppe „Schwindegg I“ mit zwei fundamentalistischen Läufern.

Gleich auf dem Weg zum Treffpunkt am Schwindegger Bahnhof Günthi, die Legende, getroffen. Das übliche Altherren-Gespräch: die Zeiten werden schlechter, Rückenprobleme. Günthi wollte sich aber an dem Tag nochmal als Pacemaker ins Getümmel stürzen: Er wollte Heide und Nicole unter die 2-Stunden-Marke ziehen. Er war sicher, das sollte sich ausgehen.

Freudiger Empfang am Bahnhof. Was sehr schön war: Meine kleine Elite-Truppe aus dem Lauf-10-Programm war komplett am Start. Die Carina, Heike, Hansi und der Michael wollten die 6-KM in Angriff nehmen. Für den Michael war das quasi der Testlauf für den HM am Tegernsee.

Wir selbst waren erneut indisponiert. Den Effekt des geringen Trainings hatten wir am Abend zuvor geschickt gesteigert mit einer kleinen, ausufernden Gartenparty. An eine Sub2 war nicht zu denken, aber der 6er Schnitt sollte es schon sein.

Andere übten sich in Understatement: Florian (Schwindegg I) redete über „1:40“ und „schauen, was geht.“ Er sollte Schwindeggs Schnellster werden mit starken 1:35:44. Wieder andere übten sich im Größenwahn. Wieder schlimm: der Weiße Keniate aus Wörth, im Folgenden abgekürzt als DWK. Faselte im Zug über sub2:10. Ihn – und auch andere – sollte der Realitätsschock ereilen. Nicole formulierte das im Ziel später so: „Ich hätte schon nach 5 Kilometer kotzen können.“

Auf der Hinfahrt war die Stimmung im Zug gleichwohl noch gut. Herrliches, super warmes Frühherbst-Wetter. Freundlicher Empfang in Altötting. Schöner, reibungsloser Start. Meine Rennplanung sollte perfekt aufgehen: am Anfang zu schnell laufen, um ab Km 14 einzugehen. Bin relativ schnell an Theo Hunolts 2:06-Ballon samt Follower aufgelaufen. Statt mit denen einfach mitzulaufen, musste ich Idiot trotz Kater natürlich überholen und schneller laufen. Bei Kilometer 16 war der Ofen dann endlich aus. Theo und seine Handvoll Getreuen rauschten wie ein ICE an mir vorbei.

Die eigentlichen Dramen spielten sich gleichwohl kurz vor mir und hinter mir ab. Günthis Schäflein konnten laut Augenzeugenberichten den strammen 5:30er Schnitt nicht halten und schlidderten an der 2:00-Stunden-Marke vorbei. Am Ende des Feldes kämpfte der DWK einsam gegen das Verenden. Schuld waren angeblich die neuen Schuhe. Im Ziel dann statt Euphorie Depri-Talk: „War mein letzter Halbmarathon. Ich höre das Laufen auf. Nie im Leben Marathon“ usw. Würde sich eine Frau jemals so gehen lassen?

Nach drei, vier Bier sah die Welt dann schon wieder freundlicher aus. Wegen Erschöpfung/Depression hatten wir zu den anderen Schwindeggern im Ziel wenig Kontakt. Wir bewunderten noch Heike Würfl bei der Siegerehrung: Als 2. ihrer Altersklasse auf dem Podium – super Leistung! Stolz bin ich natürlich auf die Zeiten meiner „Lauf-10er“. Die sind dran geblieben. Das wichtigste Ziel überhaupt.

Wertung Halbmarathon Altötting:

Preis-Leistung:
Für einen HM echt super. Besonders schön: Zugfahrt ist mit drin. Vorbildlich, so sollte es auch bei großen Stadtläufen sein.  10 Punkte

Organisation:
Anmeldung, Startnummer-Ausgabe, Nachmeldung – alles tadellos. Gut auch, dass man die Sachen schon am Bahnhof bekommen konnte. Aufbewahren und Rückgabe der Sporttaschen hat gut funktioniert. Die Duschen waren warm. Die Orga hatte auf das heiße Wetter reagiert. Es gab reichlich zu Trinken auf Strecke. Viele Helfer mit Becher, keine Warterei. Sehr gut. Minuspunkte: Pacemaker waren schwer zu erkennen, der Theo war mit seinem 2:06-Ballon zu schnell. Man hätte an den Getränkestationen noch deutlicher machen können, dass es hinter dem „Wasser“ noch „Iso“ gibt. 9 Punkte.

Wetter:
In Altötting ist es immer heiß. Gut für die Fans, Zuschauer, auch hinterher im Biergarten ist das nett. Ein  Glück, dass die HM-Strecke weitgehend im Wald verläuft. Wenn man aus dem Wald in Lichtungen kommt, ist es schon richtig heiß. 7 Punkte.

Strecke:
Für gute HM-Zeiten ideal. Brettleben. Allerdings sind die langen Geraden im Wald abschnittsweise etwas fad. Wenn man aus den Bäumen rauskommt, hat man auf der Straße die Gewissheit: Es ist nicht mehr weit. Super ist die lange Start- und Zielgerade. Das Feld kommt schnell und gut in den Fluss. Wer vor dem Finish noch Kraft hat (ich hatte keine), kann reihenweise Leute überholen. 8 Punkte.

Atmosphäre:
Für einen regionalen Lauf echt stark. Moderator, Live-Musiker und vor allem die Cheerleader an der Verkehrsinsel machen einen tollen Job. Im Wald drinnen wird’s natürlich etwas einsamer. Aber auch da gab es an zwei Stellen Blasmusik und einige Stimmungsinseln, was wirklich motiviert. Den Zieleinlauf machen schon die Cheerleader zu einem echten Erlebnis. Toll. 9 Punkte.

Teilnehmerfeld:

Großes Feld, großes Leistungspalette. Hier findet jeder passende Laufpartner, mit denen man sich gemeinsam zu guten Zeiten pushen kann (außer man läuft so idiotisch wie ich). Selbst der DWK hatte noch einige um und hinter sich (die mit dem Rollator). 9 Punkte.

Suchfaktor:
Da fährt man gerne wieder hin. In Summe das bislang stimmigste Gesamtpaket, die beste Wertung aller regionalen Läufe.

 

Die Ergebnisse aller Schwindegger:
6-Kilometer:
Christine Anderl 33:37
Michael Holler 35:12
Denise Stadler 36:05
Carina Vogel 38:08
Diana Henze 38:41
Heike Vogel 39:12
Johanna Zimmermann 39:15
Yvonne Steinhöfer 39:35
Anne Wölfl 41:38
Edda Schubert 41:41

Halbmarathon:
Florian Roeser-Mueller 1:35:44
Matthias Mertens 1:37:12
Heike Würfl 1:38:23
Michael Hagen 1:53:48
Christina Hacker 1:54:45
Heide-Marie Göschl 2:06:55
Nicole Mertens 2:06:55
Günther Weitzer 2:06:56
Martin Armbruster 2:08:01
Andreas Walter 2:16:54

Text: Martin