Christl liefert furioses Finish
Marktlauf Velden: Heiß wars, sieben Schwindegger am Start, eine Läuferin sorgt für Ovationen
Marktlauf Velden – das klingt jetzt natürlich nicht so glamourös und schillernd wie „Reschenseelauf im Vinschgau“. Dort waren ja einige von uns am Start. Wir Daheim-Geblieben blickten neidisch auf die WhatsApp-Bilder. Angeblich ist der Reschenseelauf „der emotionalste Lauf“ Südtirols. Lauf-Dramen können sich aber auch auf der 7,5 Kilometer langen Strecke in Velden abspielen. Das erlebten wir am 14. Juli hautnah.
Chrissy hatte um Teilnahme gebeten. Wir wollten dort noch Werbung machen für unser großes Schlosslauf-Jubiläum. Netterweise bot sie gleich eine Mitfahrgelegenheit an. Treffpunkt morgens um 8 Uhr an der Apotheke. Viel los war da noch nicht. Britta und Diana kamen auf die Minute pünktlich. In dem Moment, als wir ins Auto einsteigen wollten, kamen drei Läuferinen des Lauf-10-Jahrgangs 2024 um die Ecke: Eva, Cornelia und Angelika beim Geheimtraining für den Schlosslauf erwischt. Die Drei wünschten uns ein schönes Rennen.
Der Marktlauf in Velden ist wegen seiner Anstiege berüchtigt. Ich war da schon mal vor 5 oder 6 Jahren dort. Da ging es gefühlt nur bergauf. Heiß war es damals auch. Und an diesem Sonntagmorgen fragte ich mich auf dem Marktplatz in Velden: Wo bleiben die Wolken, wenn man die wirklich mal braucht? Schon vor dem Start war es ziemlich warm.
Insgesamt waren wir zu siebt am Start: Heike, Chrissie, Christl, Diana, Britta, Cindy und ich. Als Schlachtenbummler war Günther mitgefahren. Zum Glück zeigte sich Günther von seiner Schwächephase nach dem Halbmarathon in Dorfen wieder super erholt. Er fühle sich gut, sagte er. Beim Blick auf die Läufer mit Startnummern um ihn rum, jucke es ihn schon wieder richtig in den Beinen.
Wir trafen in Velden viele bekannte Läufer, auch eine Gruppe vom LG Mettenheim war da. Der Vorteil in Velden ist: Start, Ziel, Startnummerausgabe, Toilettenwagen, Bierstand – alles ist dicht beinander. Nur das mit dem Warmlaufen ist etwas blöd. Überall gibt es nur steigende oder abfallende Straßenabschnitte.
Was das Rennen selbst angeht: Das Orga-Team in Velden hat den Lauf um 2,5 Kilometer auf 7,5 Kilometer verlängert und das Profil entschärft. Erst gegen Ende warten zwei Anstiege. Einen harmlosen und dann den Heartbreak Hill direkt vor dem Ziel. Unsere Erwartungen und Ziele waren sehr unterschiedlich. Die Heike, unsere Schnellste, wollte im Feld ganz vorne mitmischen. Die Chrissie wollte irgendeine andere Läuferin aus der Region abhängen. Für die Diana war Velden quasi das Aufbaurennen für den großen B2Run in München.
Ich persönlich finde es voll doof, dass die Frauen immer so verbissen sind, dass sie sich immer mit anderen messen müssen. Das gehört leider zu den Dingen, die sich nie ändern wie die Tatsache, dass ein gewisser Markus Siegerstetter in Velden mit einer Super-Zeit von 28 Minuten gewinnt. Das tat er schon vor 5 Jahren, das tat er im vergangenen Jahr auch beim Schlosslauf in Schwindegg.
Im Unterschied zu unseren verbissenen Läuferinnen wollte ich einfach nur Spaß haben. Nur war leider der Gerhard aus Mettenheim auch da. Der Sachverhalt ist für Laien etwas kompliziert: Meinen Feind, den Fisch Erwin, hatte ich 2023 in Mettenheim gedemütigt. Leider hat mich dann der Fisch in Niedertaufkirchen gnadenlos abgehängt. Einziger Trost in Niedertaufkirchen war, dass ich schneller als der Gerhard war.
In Velden war der Fisch Erwin nicht da. Nur der Gerhard. Also musste der Gerhard für den Fisch büßen. Psychologen sprechen in solchen Fällen von einer Übersprungshandlung. Mein taktischer Plan klang puppenleicht. Von hinten weg starten, damit der Gerhard nichts merkt – und ihn dann bei den Schluss-Steigungen demütigen.
Das Feld mit den gut 100 Läuferinnen und Läufern kam beim Start gut weg. Ich setzte ihn konsequent um, meinen teuflischen Anti-Gerhard-Plan. Am Anfang ging es flott den Berg hinunter. Man war kurz geplagt von dem Gedanken, dass man irgendwann die Höhenmeter auch wieder hinauf muss. Ich machte schon da ein paar Plätze gut, kam an Cindy und Britta vorbei, die schön miteinander liefen.
Erstaunlich weit vorne im Feld kämpfte Diana. Zu den Dingen, die sich nie ändern werden, gehört Dianas Renntaktik. Sie hat das von Neal Young übernommen, der zwar nie gelaufen ist, aber es in seinem Song „Hey Hey, My My“ auf den Punkt gebracht hat: lieber verbrennen als langsam verrosten. Nach ein paar Hundert Metern ging es wieder bergauf. Dort stand Günther feuerte uns an. Tat richtig gut, und es lief auch gut.
Nur zwei Dinge waren misslich. Die Sonne brannte etwas heftig – und das rote Trikot Gerhards kam ums Verrecken nicht näher. Schrecklicher Verdacht: Hatte Gerhard trainiert? Was mich totz dieses Rückschlags überrascht hat: Der Lauf, die Strecke haben Spaß gemacht, auch wenn die Kilometer-Schilder fehlten. Es war anstrengend, okay, alle waren nassgeschwitzt. Trotzdem kann so ein Rennen einfach schön sein.
Der Gerhard war leider enteilt. Kurz bevor es wieder leicht bergauf Richtung Marktplatz geht, kämpfte ich noch eine Läuferin aus Mettenheim nieder (Susanne D., Übersprungshandlung). Beim Schlussanstieg herrschte tatsächlich eine Stimmung, die an eine Bergankunft der Tour de France erinnerte. Die Leute standen da Spalier, auch Günther und Chrissie feuerten mit an. Man ist echt erleichtert, wenn man oben ist.
Hand in Hand kamen Cindy und Britta ins Ziel, kurz danach wurde die Diana „hochgeklatscht“, wie der Moderator sagte. Den besten Zieleinlauf von allen hatte Christl, die älteste Läuferin im Feld. Für sie gab es wirklich Ovationen. Über den Moderator gab es nichts zu meckern. Vier- oder fünfmal machte er Werbung für unseren Schlosslauf.
Zum Gelingen der folgenden After-Race-Party trug maßgeblich der Motorradclub Velden bei. Es war beeindruckend, wie schnell und perfekt mir eine Bikerin das Weißbier einschenkte. Leider stellte sich bei mir nach zwei weiteren Weißbieren in der Sonne eine leichte Gesichtslähmung ein. Aus Schwindegg kamen als weitere Schlachtenbummler ein gewisser Thomas und Cindys Mann André (Ex-Sportler, redet nur von früher, brutal langweilig) dazu.
Wir suchten auch den Kontakt zur LG Mettenheim. Und die sind wirklich nett. Ich muss sagen: auch der Gerhard. Der will nämlich noch die Mettenheimer Walker für unseren Schlosslauf gewinnen. Auch die Aussprache mit Susanne D. lief gut. Sie hat mir die Demütigung verziehen. Wir folgen uns jetzt auf Strava und schauen, wer noch langsamer ist.
Selbstverständlich haben Heike und Christl ihre jeweilige Altersklasse gewonnen. Chrissie hat dagegen versagt. Die Gegnerin war fast zwei Minuten schneller. Einfach zu viel Ehrgeiz und Selbstüberschätzung, würde uns Männern nie passieren.
Text: Martin Armbruster
Marktlauf Velden 2024
- Die Ergebnisse:
- Heike 32:44
- Christina 37:00
- Martin 41:40
- Cindy 50:42
- Britta 50:42
- Diana 51:38
- Christl 1:03
- Das war gut
- Günther wieder fit
- Moderator machte gute Werbung für Schlosslauf Schwindegg
- Furioses Finale von Christl
- Renndramaturgie mit knackigem Schlussanstieg vor dem Ziel
- Gerhard aus Mettenheim ist als Mensch ganz nett
- Susanne D. folgt mir jetzt auf Strava
- Motorradclub Velden schenkt das Bier perfekt ein. Da sind Profis am Werk.
- LG Mettenheim schickt uns Läufer. Auf die ist Verlass.
- Das war schlecht.
- Gerhard hatte trainiert
- Fisch Erwin nicht am Start, ist dem Duell ausgewichen
- Diana war am Start zu schnell
- Sonne war ein Tick zu heiß
- Keine Kilometer-Schilder
- Frauen zu verbissen und ehrgeizig